Eine einfache Konzentrationsübung
- Melanie Berger
- 3. Mai 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. März 2021
Liebe Interessierte,
nachdem einige von Euch mich angesprochen haben auf Konzentrationsübungen möchte ich mit diesem Beitag eine Möglichkeit bieten, sich dem Vorgang der Konzentration/ Meditation anzunähern bzw. hierfür einen Sinn zu entwickeln.
Es gibt verschiedene Formen von Meditationen. Hier in diesem Kontext spreche ich einmal von der sogenannten "gegenständlichen Konzentration/ Meditation". Dies bedeutet, man konzentriert sich eine ausreichende Zeit auf ein Objekt, auf ein Gegenüber, welches man in der Konzentration vorstellend aufrecht erhält bis es sich sozusagen wie ausspricht. Die Hinwendung und Vorstellungsbildung stellt in diesem Sinne die eigentliche Konzentration dar, während der Eindruck, die Empfindung oder sogar die Erkenntnis die eigentliche Meditation, welche wie auf den Menschen zurückstrahlt, darstellt. Klingt aufs Erste vielleicht kompliziert, ist es jedoch nicht so sehr, wenn man genau weiß was man tun muss und wie das funktioniert.
Viele sagen vielleicht sie könnten sich nicht gut konzentrieren, dauernd ist man von den eigenen Gedanken und Gefühlsstimmungen wie abgelenkt. Plötzlich ereilen einen gefühlt tausend Gedanken die in diesem Augenblick nicht zur Sache gehören oder es juckt einen förmlich der ganze Körper und man ist völlig abgelenkt. Hier empfehle ich: Ruhe bewahren. Die Konzentrationsbildung ist ein Prozess, der vom Menschen ausreichend lange geübt werden muss. Oder kann jeder der eine Gitarre besitzt und 2-3 mal die Seiten geschlagen hat auch gleich spielen? Man muss die Konzentration und wie sie funktioniert üben und erforschen. Ich selbst schließe mich hier ein und freue mich über die Möglichkeit der Forschungsarbeit.
Neben den oben genannten Ablenkungen durch unbewusste, abschweifende Gedanken oder den Körper, die jeder der es schon ausprobiert hat sicher kennt, gibt es eine weitere Herausforderung - und zwar die Funktionsweise unseres Gehirns. Wenn man sich etwas anschaut, etwas betrachtet und den Inhalt erforschen möchte muss dieser wie frei bleiben von den eigenen Erfahrungen und Antworten. Wenn man davon ausgeht, dass die Antwort oder die Erkenntnis des Forschungsobjektes sich im Gegenüber befindet sind eigene hochschießende Antworten aus einer Erfahrung heraus oder Meinungen nicht zweckdienlich. Dies wie zurückzuhalten erfordert schon ein gewisses Maß an Durchhaltevermögen.
Um genau diesen Vorgang besser in die persönliche Erfahrung zu bringen, gibt es eine einfache Übung, welche ich hier einmal beschreiben möchte. Sie nennt sich "Eine Grundübung zur Entwicklung des Mittelpunktes des Hauptes" und ist zu finden in dem Lehrbuch von Heinz Grill "Die Seelendimension des Yoga".
Schritt 1:
Setze Dich auf den Boden (oder auch auf einen Stuhl wenn das Sitzen am Boden nicht gut möglich ist) und richte die Wirbelsäule auf. Wähle den Schneidersitz oder den Lotussitz. Das Aufrichten sollte einigermaßen leicht von statten gehen und nicht zuviel Energie rauben oder für Ablenkung sorgen. Es ist auch möglich in der sitzenden Position die Beine aufzustellen.
Schritt 2:
Nehme für eine kurze Dauer von max. einer Minute Deinen Körper wahr. Verwickle Dich hierfür nicht zu sehr mit dem Körper, sondern gehe hier ganz geordnet vor. Bemerke bspw. zuerst die Berührung mit dem Boden, die aufgerichtete Wirbelsäule, die entspannten Schultern, das rhythmische und gleichmäßige Atmen, die Hände im Schoss und sodann das Haupt als übergeordneten Bereich.
Schritt 3:
Nun kommen wir zur eigentlichen Übung. Schritt 1 und 2 dienen zur Vorbereitung. Stelle Dir etwa 30 cm vor deinem Gesicht ein gleichseitiges Dreieck vor. Welche Farbe dieses besitzt spielt hierbei keine Rolle. Stelle es wie vor dich hin und nehme es wahr. Dies für ca. 20 sek. Gehe dann weiter zu einer nächsten geometrischen Form und stelle dir in ähnlicher Größenordnung ein gleichseitiges Dreieck vor, ebenfalls für 20 sek. und danach einen Kreis (die Formen können auch variieren).
Schritt 4:
Wir gehen zu einer Fragestellung über dessen Ziel nicht die Beantwortung ist, sondern das der Übende die Frage einmal wie einen kreativen Vorgang selbst bemerkt.
"Welche Unterschiede bestehen zwischen Dreieck, Quadrat und Kreis?" Bleibe in etwa 3 min. in der Konzentration zu der Frage.

Nun, wie ist es dir ergangen? War es möglich die Frage an sich in der Aufmerksamkeit zu bewahren und erste hochschießende Antworten zurückzuhalten und die Konzentration auf die Fragestellung zu richten? Nicht so ganz? Halb so schlimm! Das ist ganz natürlich und es benötigt etwas Übung. Das entscheidende scheint hier zu sein, dass man überhaupt einmal Kenntnis über genau diesen Vorgang erlangt.
Heinz Grill schreibt hierzu: "Bleibt nun der Betrachter in der Vorstellung zu den Figuren und kreiert er nur einmal die Frage mit einiger ruhiger Ausdauer für zwei oder drei Minuten in den Übungslauf hinzu und verweilt er dann in diesen Gedanken, die er geschaffen hat, so wird er bemerken, dass er mit dem Gedankensinn nun kreativ tätig geworden ist. Das Dreieck, das Quadrat und auch der Kreis erscheinen nun wie bildhaft vor seinem inneren Sinne und auch die Fragestellung, wenn sie tatsächlich ausreichend getätigt wurde, erscheint wie eine besondere kreative Form selbst. Der Übende erlebt diese Prozesse wie erste leise Offenbarungen der geistigen Welt und er spürt wie diese einzelnen Figuren und auch seine Fragestellung ihm eine geistige Wirklichkeit eröffnen. Die geometrischen Figuren offenbaren sich tatsächlich in leisesten Andeutungen als Wirklichkeiten, die in der geistigen Welt eine bestehende Ordnung aufzeigen. Entscheidend für den Übungsablauf ist es, dass der Aspirant nicht in einen Intellektualismus oder in eine vorschnelle unzusammenhängende Bewertung hinein tendiert, sondern sich mit der kreativen Schaffung einer wirklichen gedanklichen Objektvorstellung und eventuell einer sinngemäßen Fragestellung hierzu ein gehobenes Bewusstsein verschafft. Er hält willentliche und emotionale Zugriffe aus der Übung fern."
In der weiteren Übungsweise kann der Betrachter viele verschiedene Objekte betrachten mit einer geeigneten Fragestellung. Es sind andere Formen oder Objekte möglich, oder Naturerscheinungen und sogar Aussagen, welche Menschen getätigt haben, sind geeignet. Immer sollte der Übende die eigenen vorschnellen Antworten und Interpretationen zurückhalten, als das eine Wirkung von außen entstehen kann.
Auch unsere Mitmenschen können wir anschauen. Insbesondere empfehle ich gerade jetzt im Augenblick bei der Medienberichterstattung ganz aufmerksam zu lauschen, den Sprecher zu betrachten, wie passt seine Körperhaltung zu der getroffenen Aussage, was und wie strahlt er aus oder z. B. kann man die Frage hinzuzunehmen, welches Motiv der Sprecher verfolgt.
Viel Freude beim Ausprobieren und viele Grüße
Melanie
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